Gesunde Cavaliere - unser Anliegen im Interesse von Hund und Mensch
Gleich zu Beginn sei vorweggenommen - die Intention der folgenden Seite ist es nicht, sie vom Cavalier King Charles Spaniel abzubringen! Der Cavalier King Charles Spaniel ist - von verantwortungsbewussten Züchtern gezogen - ein kleiner, robuster und gesunder Hund mit einer Lebenserwartung von bis zu 14 Jahren. Im Österreichischen Zwerghundeklub mit seinen Zuchtvorschriften und in anderen europäischen Zuchtverbänden im FCI wird daran gearbeitet, die Gesundheit der Cavaliere langfristig genetisch sicherzustellen und weiter zu entwickeln.
Dennoch - vielleicht gehören ja gerade Sie zu jenen Menschen, die schon einmal Kontakt zu einem Cavalier King Charles Spaniel hatten, oder von einem gehört haben, der gravierende Gesundheitsprobleme entwickelte: Etwa Herzprobleme in jungen Jahren, verrutschende Kniescheiben, die das Laufen zu einer schmerzhaften Angelegenheit machen...
Das Beruhigende: Nur ein sehr geringer Prozensatz von Cavalieren ist oder wird krank. Und gleichzeitig: Jeder kranke Hund ist einer zu viel! Darum heißt mein Glaubenssatz: Nur konsequente Untersuchung und konsequente Auslese von absolut gesunden Elterntieren über mehrere Generationen garantieren auch gesunde Nachkommen, die die Chance auf ein langes Hundeleben bei guter Gesundheit haben!
Dies gilt für den Cavalier King Charles Spaniel genauso wie für jede andere Hunderasse.
Gegenüber einigen von vielen möglichen Erkrankungen, von denen jeder Hund betroffen sein kann, hat der Cavalier King Charles Spaniel eine beondere "Verletzlichkeit". Diese Krankheiten sind alle genetisch bedingt und damit in der Zucht vermeidbar:
Herz: Mitralklappenisuffizienz (MVD)
Die stark verkürzte und vereinfachte Beschreibung der Erkrankung ohne Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit: Es handelt sich um eine degenerative Veränderung der Mitralklappe (Herzklappe) in deren Folge diese nicht mehr dicht schließt. Das Blut strömt/spritzt aus der linken Herzkammer in den Vorhof des Herzens zurück, aus dem es gerade herausgepumpt wurde. Das Herz muss auf Hochtouren arbeiten, ohne oder um die erforderliche Pumpleistung zu erbringen. Der Tierarzt nimmt dies bei der Untersuchung des Herzens als "Herzgeräusche" wahr. Das Krankheitsbild verschlechtert sich mit zunehmendem Alter des Hundes, die Symptome gleichen denen, die ein Mensch mit diesem Herzfehler hat.
Mitralklappenschäden beim Cavalier sind genetisch bedingt - sie werden von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und können daher vermieden werden!
Im ÖZK müssen Deckrüden jährlich, Zuchthündinnen vor dem Deckakt zumindest mittels Auskultation untersucht werden. In der strengeren Körzucht ist die Herzuntersuchung mit dem Doppler Ultraschall verpflichtend.
Patella - Luxation (PL)
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Luxation der Kniescheibe. Das heißt bei Belastung bleibt die Kniescheibe nicht an ihrem Platz, sondern rutscht aus ihrer "Führung" heraus - der Hund ist in seinem Bewegungsablauf beeinträchtigt und hat Schmerzen. Beim Wegfallen der Belastung rutscht die Kniescheibe wieder an ihren Platz zurück.
Patella Luxation beim Cavalier ist genetisch bedingt - sie wird von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und kann daher vermieden werden!
Im ÖZK müssen alle zur Zucht zugelassenen Tiere untersucht und PL frei sein. Bei einer nur minimalen Beeinträchtigung darf ein Cavalier mit einem PL freien Cavalier verpaart werden.
Augenerkrankungen: Progressive Retinaatrophie (PRA), Retinadysplasie (RD), Katarakt und andere...
Die angeführten Augenerkrankungen, die Netzhaut und Linse des Auges betreffen, haben alle eines gemeinsam: sie führen zur Erblindung des Hundes - im Extremfall schon beim jungen Hund - und sie sind genetisch bedingt.
Augenerkrankungen beim Cavalier sind genetisch bedingt - sie werden von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und können daher vermieden werden!
Im ÖZK müssen Cavaliere, die zur Zucht eingesetzt werden, nach Vollendung des 1. Lebensjahres, aber vor der ersten Deckung einer umfangreichen, in Europa genormten Augenuntersuchung unterzogen werden. In der Körzucht ist eine weitere Untersuchung mit dem 5. Lebensjahr vorgesehen.
Hüftgelenksdysplasie (HD):
Bei einer sehr stark ausgeprägten Hüftgelenksdysplasie findet der Gelenkskopf des Oberschenkelknochens aufgrund einer Fehlstellung keinen Halt in der Hüftgelenkspfanne. Der Hund kann sich nur unter Schmerzen bewegen.
Bei den Cavalieren hat die Untersuchung auf HD keinen sehr großen Stellenwert, da die kleinen Hunde aufgrund ihres geringen Körpergewichts nur bei schwerster Ausprägung von HD Beeinträchtigungen aufweisen und die werden äußerst selten berichtet. (Völlig anders sieht es bei den mittelgroßen und großen Artgenossen mit großem Körpergewicht aus!!!) Dennoch wäre es auch bei den Cavalieren sinnvoll, routinemäßig die Hüftgelenke zu untersuchen, um mit entsprechenden Verpaarungen den Grad der Ausprägung von HD möglichst gering zu halten.
Fehlstellungen des Gelenkskopfes im Hüftgelenk sind genetisch bedingt - sie werden von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und können daher vermieden werden!
Im ÖZK müssen Cavaliere, die in der Standard - Zucht eingesetzt werden, nicht auf HD untersucht werden. In der Körzucht ist jedoch eine HD - Untersuchung vorgesehen. Die Auswertung darf maximal "B" ergeben. Cavaliere mit Auswertung "B" dürfen nur mit solchen verpaart werden, die die Auswertung "A" haben
Curly Coat/Dry Eye Syndrome (CCDE):
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Kombination einer Hauterkrankung mit dem Fehlen der Produktion von Tränenflüssigkeit. Sie tritt in dieser Form nur bei Cavalieren auf. Das Fell des betroffenen Cavaliers ist lockig/struppig ("curly coat"), die Haut extrem trocken, schuppig und anfällig für Entzündungen, die Augen aufgrund der fehlenden Tränenflüssigkeit ("dry eye") ebenfalls entzündet. Die Erkrankung, die von chronischen, schmerzhaften Entzündungen geprägt ist, kann nicht erfolgreich behandelt werden.
Curly Coat/Dry Eye Syndrome ist genetisch bedingt - die Krankheit wird von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und kann daher vermieden werden! Seit 2011 gibt es einen Gentest, mit dem untersucht weden kann, ob die Elterntiere völlig frei von der Krankheit sind, ob sie "Träger" (damit Vererber) des krankmachenden Gens sind oder möglicherweise selbst erkranken werden.
Bereits jetzt nützen zahlreiche Cavalier - Züchter in Europa den neuen Gentest für Curly Coat/ Dry Eye Syndrom auf freiwilliger Basis für ihre Zucht.
Episodic Falling (EF):
Episodic Falling ist den neurologischen Erkrankungen zuzuordnen und wurde erst in der jüngeren Vergangenheit erforscht und auch genetisch entschlüsselt. Während einer "Episode" fällt der Cavalier plötzlich um, die Gliedmaßen sind steif, möglicherweise auch krampfend. Der Hund kommt trotz größter Bemühungen wieder aufzustehen, nicht auf die Beine. Er ist jedoch bei vollem Bewusstsein. Manchmal erstarrt der Hund auch in der Bewegung und ist unfähig, sich weiter zu bewegen, obwohl er das sichtbar möchte. In der Regel dauern die Anfälle, die jedoch nicht mit epileptischen Anfällen zu verwechseln sind, nur kurz. Es wird von "normalem" Verhalten unmittelbar nach einer solchen Episode ebenso berichtet, wie von kurzem und längerem Ruhebdürfnis des betroffenen Hundes.
Episodic Falling ist genetisch bedingt - die Krankheit wird von den Elterntieren an die Nachkommen weitervererbt und kann daher vermieden werden! Seit 2011 gibt es einen Gentest, mit dem untersucht weden kann, ob die Elterntiere völlig frei von der Krankheit sind, ob sie "Träger" (damit Vererber) des krankmachenden Gens sind oder möglicherweise selbst erkranken werden.
Bereits jetzt nützen zahlreiche Cavalier - Züchter in Europa den neuen Gentest für Episodic Falling auf freiwilliger Basis für ihre Zucht.
Chiari Malformation (CM) und Syringomyelie (SM)
Seit einiger Zeit gibt es Beunruhigung um eine im Zug von Forschungsarbeiten beschriebene und noch nicht ganz entschlüsselte neurologische Krankheit, die eigentlich zwei Pathologien umfasst. Diese treten häufig in Kombination miteinander, jedoch auch unabhängig voneinander auf. Die Pathogenese ist sehr komplex und vieles liegt noch im Dunkeln.
Chiari Malformation: Es besteht ein Missverhältnis zwischen der Größe des Schädelknochens und der Größe des Gehirns - dieses ist einfach zu groß. In der Folge drückt das Gehirn auf das Hinterhauptsloch und ver- bzw. behindert den Abfluss des Hirnwassers in den Rückenmarkskanals. Im Extremfall kann dies bei einem Totalstau zu einem Wasserkopf führen. Bei geringerer Ausprägung wird das Hirnwasser entsprechend der Verengung unter mehr oder weniger hohem Druck in den Rückenmarkskanal gepresst. Hier können sich in der Folge mit Hirnwasser gefüllte "Ausbuchtungen" bilden: Syringomyelie liegt vor. Die Kavernen drücken bei starker Ausprägung auf Nervenzellen und verursachen Schmerzen. Der betroffene Hund zeigt ein sogenanntes "Scheinkratzen" - er versucht sich immer wieder hinter dem Ohr zu kratzen, ohne es jedoch zu berühren. Es gibt keine Heilung.
SM konnte erst in den vergangenen Jahren mit Hilfe der nun zur Verfügung stehenden modernen Medizintechnik identifiziert werden. Bei Reihenuntersuchungen - vorert englischer Cavalier King Charles Spaniel - im Rahmen einer Forschungsarbeit zeigte sich, dass ein sehr hoher Prozentsatz der Hunde von SM betroffen ist. Krank wird jedoch nur ein geringer Prozentsatz. Doch wie bei allen anderen Erkrankungen gilt: Jeder einzige kranke, leidende Hund ist zu viel! Auch auf dem europäischen Festland gb es ähnliche Untersuchungsergebnisse.
Zuchtziel muss es daher sein, betroffene Tiere von der Zucht auszuschließen - in der Praxis nicht so einfach. Denn die zur Zeit einzige Diagnosemöglichkeit besteht in einer Magnetresonantomographie, ähnlich wie sie zur Krebsdiagnose beim Menschen eingesetzt wird. Und - aussagekräftige Befunde sind erst ab Mitte des dritten Lebensjahres des Hundes möglich.
In der Forschung wird aktuell an der Entwicklung eines Gentests gearbeitet, mit dem einfach und vor allem zu einem frühen Zeitpunkt die genetische Disposition eines Cavaliers für SM diagnostiziert werden kann. In den nächsten drei bis vier Jahren ist mit dem Vorliegen eines entsprechenden Gentests zu rechnen.
Bis dahin bleibt nur die aufwändige und für die Hunde belastende MRT und die Beachtung der bereits vorliegenden Empfehlungen zur Verpaarung von Cavalieren.